@marco@WestphalDenn Mir sind die Vorgaben bewusst und ich will hier auch keine Behördenmitarbeitende ankreiden, sondern von denen erfahren was genau deren Prozesse sind und wo die herkommen und welche Software sie einsetzen, damit man auf höherer Ebene was tun kann.
Man kann von dem Krempel halten was man will, aber: Die meisten Menschen mit Behinderung schwimmen nicht gerade im Geld und sind auf jede noch so kleine Ersparnis angewiesen. Da zahlt man dann eben doch mit den eigenen Daten.
Wenn man jetzt durch so nen Quatsch von der Teilhabe an solchen Aktionen ausgeschlossen ist, hittet das schon besonders.
Vor ungefähr einem Jahr habe ich über den Barrierereichtum der gehypten lInfluencer-Cashback-App "zave.it" geschrieben, aber wie sieht's heute aus?
Ein paar Schaltflächen haben barrierefreie Namen bekommen, andere wurden vor assistiven Technologien unnötigerweise ganz verborgen. Shoppen oder Cashbacks bekommen geht immer noch überhaupt nicht, damit ist die App ein Jahr nach Launch auch immer noch unbenutzbar.
Im Rahmen eines Minijobs möchte ich einem jungen Menschen mit Behinderung für ein paar Monate eine zeitlich flexible und remote Grundausbildung in der digitalen #Barrierefreiheit anbieten - mit echter praktischer Arbeit in der Branche, unverfälschten Einblicken und auch einer Menge Spaß am Gerät.
Wenn das was für euch sein könnte, meldet euch bei mir. Ich will keine Lebensläufe oder so, das ist Quatsch.
Muss man auch erstmal schaffen als Verein, dessen Kern-Zielsetzung es ist, "Informations- und Wissensaustausch unter allen an Barrierefreiheit interessierten Personen" anzubieten.
Ich habe ja die letzten Tage relativ viel über die IAAP gesagt. Wenn jemand noch einen Beweis dafür braucht, dass das ein absoluter Scheißverein ist, muss man nur kurz auf deren Website vorbeischauen: https://www.accessibilityassociation.org/s/about/team
Das Leitungsteam der Organisation besteht aus 29 Personen. Bei ZWEI davon gibt es in deren Vorstellungstexten einen persönlichen Bezug zu Behinderung, bei einer der beiden davon nur durch ein blindes Kind. Der Rest sind nichtbehinderte Akademiker*innen und Medienprofis.
Nochmal zu der PDF-Konferenz in Prag: Die Accessbility-Menschen wollen Leute dazu inspirieren, mehr "Barrierefreiheit" zu implementieren, indem sie sie in die Schuhe von Blinden stecken. Zum Beispiel mit dem klassischen "Dinner im Dunkeln" oder mit quatschigen haptischen Aufgaben für Kleinkinder.
Das ist vielleicht mal eine lustige Erfahrung, aber man lernt dabei wortwörtlich gar nix über das Leben mit Blindheit. Und Blinde dürfen sich dabei mal wieder fühlen, als seien sie special Zootiere.
Dazu fallen dann Aussagen wie "With a little practice, you can refine your sense of touch and smell." - was einfach auch absolut nicht stimmt.
Oder man freut sich über ein Plakat mit Text in Braille - der nur visuell aufgedruckt ist und nicht haptisch fühlbar, um die Nichtbehinderten zu begeistern.
Die Vereinigung der Accessibility-Professionals IAAP findet das alles ganz fantastisch.
Natürlich haben sie sich auch wieder Blindheit als "den Standard" für digitale Barrierefreiheit rausgepickt. Weil in dem Bereich alle immer nur von Blinden und Screenreadern reden und alles andere vollkommen unbekannt zu sein scheint.
Ist aber auch kein Wunder, denn bei PDFs wird's abseits von Blindheit echt kompliziert bis quasi unmöglich, und das wissen die auch. Aber wenn das allgemeines Wissen wäre, wären die meisten davon ihre sehr gut zahlenden Jobs los.
PDF ist ein Archivformat. Wenn ihr was einscannt um es digital aufzubewahren, nehmt PDF. Es ist gut dafür.
Wenn ihr irgendwas digital erstellt und speichern und verteilen wollt, nehmt nicht PDF. Nehmt das, was eure Tools sowieso nativ ausgeben, oder HTML. Das ist zugänglich, funktioniert genau wie PDF überall und ist für digital deutlich besser geeignet.
Und falls Leute das auf meinem Account noch nicht mitbekommen haben: Es gibt nicht sowas wie "barrierefreie" PDFs. Was maximal geht, ist Screenreader-Kompatibilität. Das ist nicht Barrierefreiheit.
Diese Woche findet in Prag eine Konferenz statt, bei der der ganze Dunstkreis der PDF Association zusammenkommt. Das sind die Leute, die ein großes finanzielles Interesse daran haben, dass viele PDFs genutzt werden und Menschen keine sinnvolle Verwaltungsdigitalisierung oder andere ordentliche digitale Formate bekommen. Es lohnt sich also, das genauer zu beobachten.
Dieses Mal feiern sie sich selbst dafür, einen ganzen Konferenztag mit Barrierefreiheit zu verbringen.
Die wichtigsten Figuren in PDF-"Accessibility", die damit nebenbei bemerkt Millionenumsätze erzielen, freuen sich auf LinkedIn über ihr "Accessibility Dinner", bei dem schon vor der Konferenz "die wichtigsten Gespräche und Entscheidungen" getroffen werden.
Es ist keine einzige Person dabei, bei der öffentlich eine eigene Behinderung bekannt ist. Nicht eine.
Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für Plunderteig? Ich hab das Gefühl, dass tourieren ein sehr visueller Prozess ist und es mir deshalb ziemlich schwerfällt. Habt ihr da ein paar schlaue Handgriffe oder sowas für mich parat?
Tagsüber bin ich selbstständige Expertin für digitale Barrierefreiheit und Software-Entwicklerin. Nachts dann Aktivistin und Träumerin. Immer blind und neurodivergent. 🏳️🌈Spezi-Lover, Curry-Connaisseur, Hundegöttin. Vielleicht ein bisschen zu süchtig nach Minecraft und Avatar.❗️I almost exclusively post in German.