#amLesen#bücher "Deutsche Fleischarbeit" von Veronika Settele über die Geschichte der Massentierhaltung in Deutschland. Sehr spannend angesichts immer hitzigeren Ethikdebatten zu Fleischkonsum, die aber die Realität der Industrie kaum erreichen, da sich hier 'zwei emotionale communities' gebildet haben, die voneinander abgekapselt seien, meint Settele. Es wird weltweit immer mehr Fleisch gegessen statt weniger, und ökol. Tierhaltung ist immernoch 'nur Rhetorik' (0,8 % aller Schweine z.B).
@Hilo ich kann Zahlen aus Gesprächen mit meinem Vater nennen. Nen Hof der Milch-Tierhaltung lief in den 1960ern noch mit knapp 30 Mitarbeitern bei ca 400 Tieren. In den 90ern wurde bei 25 MAs ca 650 Tiere gehalten, heute sind es 15 MAs bei 950 Tieren. Starke Automatisierung (gerade beim Füttern und Reinigen), gleichzeitig ist der Bestand von 1/3 Vollzeit, 2/3 Teilzeit (heißt dann oft auf 2-3 Höfen gleichzeitig arbeiten) konstant geblieben. Der Bestand der für die Fleischproduktion vorgesehenen Schweine und Rinder ist in absoluten Zahlen übrigens seit den 90ern deutlich zurück gegangen (30%?).
Bei Schlachthöfen ist die Automatisierung massiv ausgerollt worden seit den 80ern. Die Zahl der Schlachthöfe ist durch zentralisierung und investitionen massiv zurück gegangen (mehr als 50%), gleichzeitig aber der Durchsatz pro MA massiv gestiegen, trotz Automatisierung.
Wie zB die emotional geführte Debatte zu männlichen Eintagsküken-Tötungen dazu führt, dass es jetzt Mastanlagen für Hähne aus einer Hühnerart gibt, dessen Fleisch im Grunde niemand essen will und das sich nicht rentiert, außer indem man eben die Hühnereierpreise höher setzt. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war die Entwicklung der Situation von Arbeitern innerhalb der Industrie, die wurde kaum thematisiert.