Notices by Nadia Zaboura ✨ (nadia_z@chaos.social)

Wenn ihr heute etwas seht, dann lasst es das hier sein.

Wem wir glauben - Ärzten, Sanitätern, Psychologinnen - und wem nicht, hat zentral etwas mit unserer Erfahrenswelt zu tun. Mit den Menschen, Stimmen und Geschichten, mit denen wir uns umgeben. Und denen, die darin nicht vorkommen.

Kudos, @NDR.

https://www.ardmediathek.de/video/panorama-die-reporter/helfer-in-gaza-wie-aerzte-und-sanitaeter-den-krieg-erleben/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8xNjg4Y2IzNi02ZTBmLTQwZWYtYjY0OS01ZjY4MmVmNDZhZGU

Ihr seid ganz schön leise dafür, dass Deutschland der zweitgrößte Waffenlieferant und politischer, diplomatischer und juristischer Unterstützer einer Regierung ist, die unter euren Augen die systematische Aushungerung und Tötung von Kindern, Müttern, Vätern erzwingt.

https://www.zeit.de/kultur/2025-05/lage-gazastreifen-nahostkonflikt-debatte-israel

Was die Einstufung einer rechtsextremen Partei als rechtsextrem nun für Medien und Journalismus bedeutet - ein Thread mit Thesen, Fragen und Forderungen:

1.) Wenn Medien es ernst meinen, ist exakt jetzt der richtige Zeitpunkt, um eine breite öffentliche Debatte über die Konsequenzen zu führen und das von interessierter Seite gerne und oft genutzte Narrativ

„Partei/Staat/etc. ist demokratisch gewählt“

endlich angemessen journalistisch darzustellen.

1/x

Zentraler Lackmus-Test für Merz:

Wird er sich an Recht und Gesetz halten? Oder wird er die Verhaftung von per internationalem Haftbefehl gesuchten Akteuren aktiv verhindern - und damit als Teil der Exekutive die Judikative unterminieren, sprich: die Demokratie-sichernde Gewaltenteilung attackieren?

Dass die Autorin vom Jugendslang direkt auf Zuwanderung sowie auf „irreguläre Migration" kommt, verdient besondere Beachtung. Die Antwort liefert dieser Paragraph mit dem Verweis auf Spahns Wahlkampf-Strategie gleich mit: Spahn scheint auch bei Spiegel-Autoren und -Autorinnen zu verfangen.

13/30

Zur Auflockerung gibt es dieses Foto mit dieser bemerkenswerten Bildunterschrift: "Kinder beim Spielen:
Urbayerische Leitkultur?"

Das lizenzierbare Original stammt von Getty Images - in den Fotodetails listet die Bildagentur als Ort keineswegs Bayern, sondern: "Gedarburg, Wisconsin, United States".

14/30

Dieser Passus offenbart die eigene Positionierung der Autorin in der deutschen Vielfaltsgesellschaft.

Es wirkt, als ob die Autorin kaum oder keine Einblicke in die Lebensrealität migrantischer Menschen hat, für die der Alltagstest tägliche Drangsalierungen, Ausschlüsse, Gewalt bedeutet(e).

15/30

Die deutsche Erzählung des Wir vs. Die, des "die Deutschen" und "die Anderen" schlägt sich in diesem Absatz nieder, indem der gewählte Begriff der Fremdheit das Trennende statt das Einende betont.

16/30

Die hier aufgeführte Fähigkeit zur Einfühlung und zum vorurteilsfreien Miteinander sind keine Einbahnstraße - und sind auch durch die deutsche Mehrheitsgesellschaft und ihrer „Leitkultur" einzulösen, die - so belegt es Studie um Studie - bis tief in ihre Mitte rassistische Einstellungen pflegt.

17/30

Durch die Wortwahl „orientalischer Maschismo-Einschlag" offenbart die Autorin eigene Stereotypen und ethnisierende Vorurteile, Anleihen an die zurecht kritisierten Aussagen eines Friedrich Merz - nur um das bewusst gesetzte, rassifizierende Bild dann doch nochmals abzumildern zu versuchen.

18/30

Mit diesem Schluss-Paragraphen spannt die Autorin den Bogen dieses Gonzo-Stücks über ihr eigenes Unbehagen im Angesicht des emotionalisierenden Wortes „ehrlos" aus Kindermund. Dabei unterstellt sie den Eltern des Kindes ohne Kenntnis und Nachfrage eine Angst „vor unserer bayerischen Kultur".

19/30

Man fragt sich, wer Angst hat.
Vor wem.
Und vor was.

--

Das waren ausgewählte Paragraphen eines Gesamttextes. Das Lesen des kompletten Textes ist empfohlen - ich habe aus medienkritischer Sicht zentrale Stellen gewählt und besprochen.

20/30

Was nun?

Man wünscht der Autorin Kollegen und Kolleginnen, die in einem stets konstruktivem Gespräch darüber diskutieren, dass, wie und zu welchem Effekt der Text in einen zunehmend offenen, raunenden Tenor einstimmt.

Einen Tenor, der wiederum konkrete, lebensreale Auswirkungen auf die psychische und physische Integrität und Sicherheit "undeutsch" klassifizierter Schulkinder nach sich zieht.

21/30

Und man wünscht der Autorin und den medial Verantwortlichen ebenfalls Kollegen und Kolleginnen, deren Familien selbst von diesem Text betroffen sind, aktiv davon betroffen werden und denen sie diese Worte ins Gesicht sagen, bevor sie sie reichweitenstark publizieren:

„Vielleicht gelingt es […] muslimischen Eltern auch eines Tages, ihre Angst vor unserer bayerischen Kultur zu überwinden.“

22/30

Unterhaltsames Addendum und linguistischer Ausflug zum Begriff der "Ehre":

Sprache schafft Realität, und da der Aufhänger dieses Artikels im Spiegel der Begriff „ehrenlos" ist, schauen wir uns einmal gemeinsam den etymologischen Ursprung des Wortes „Ehre" an.

Es wird interessant.

Bereit?

23/30

Schlagen wir zuerst einmal niedrigschwellig nach, was der DUDEN dazu für uns bereithält:

Ehre
Herkunft
mittelhochdeutsch ere, althochdeutsch era, ursprünglich = Ehrfurcht, Verehrung

Oh, der Wortstamm findet sich auch im Mittelhochdeutschen, sprich dem Zeitraum zwischen 1050 bis 1350.

24/30

Um mehr zu erfahren, blicken wir in das DWDS, das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache - eine Seite, die viel Erkenntnis und noch mehr Spaß bietet.

25/30

Im DWDS erfahren wir Folgendes über den Begriff Ehre:

Auch im Althochdeutschen wurde das Wort genutzt. Der Wortstamm ist bis in das 8. Jahrhundert zurückzuführen und hat seitdem verschiedene semantische
Bedeutungsveränderungen durchlaufen.

Diese Bedeutungsveränderungen sind üblich und stellen die Normalität und Kreativität einer sich ständig verändernden Sprache dar.

26/30

Fast forward in die Jetztzeit zeigt sich der kreative Umgang mit Sprache an nun folgendem schönen Beispiel aus dem Jahr 2018, genau: wir erblicken die Bildung eines „ausgezeichneten" Kompositums:

Ehrenmann und Ehrenfrau, Jugendwort des Jahres 2018

27/30

Ohren gespitzt, Bleistifte auch, Verstand sowieso:

Im Spiegel ist ein Text erschienen, der in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist.

Er handelt von Deutschland und: von Fremdheitserfahrungen mit dem gesellschaftlichen Fortschritt. Und er möchte medienkritisch analysiert werden.

Bereit?

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