In Finnland ist es zur Zeit recht frisch. Einem #Nachtzug sind nun die Toiletten eingefroren. Reaktion der finnischen Bahn: - Zusätzliche Pinkelstopps an Bahnhöfen - Geld zurück für die Reisenden - Angebot, in Oulu zu übernachten und mit dem Morgenzug zu fahren.
Ich war jetzt wegen der Nightjet-Geschichte notgedrungen wieder ein bisschen auf Twitter unterwegs. Aus der nüchternen Überlegung heraus, dass *wenn* man noch etwas bewirken kann, dann dort. Allein schon, weil Player wie die ÖBB nur dort anzutreffen sind.
Aber Junge, das ist wirklich eine toxische Plattform. Ich beobachte an mir selbst, wie der Umgangston und die Debattenführung dort das Schlechte im Menschen hervorbringt.
@anneroth Ich denke, das wird passieren: Die ÖBB werden irgendwann, wenn es nicht mehr geht, Stellung nehmen. Sie werden sagen: Ja, wir haben ein neues Preissystem, aber der Algo muss noch lernen. In den ersten Tagen kam es zu zu hohen Preisen. Sorry, sorry.
Dann werden sie ein paar günstige Angebote freischalten, um die Fans zu beruhigen. Dann ist eh Weihnachten und die Sache schnell vergessen. Spätestens im Sommer gehen die Preise wieder hoch, aber dann ist es eh irgendwie schon normal.
@anneroth Ich denke, dass ich mein Bestes gegeben habe, eine Gegenposition zu dem Nightjet-Abgefeiere der "Influenca" zu setzen. Ich denke nicht, dass das groß was bewirken wird, aber ich kann vielleicht wenigstens ein bisschen besser schlafen.
Wobei, ehrlich gesagt schlafe ich in den letzten Tagen hundsmiserabel.
@anneroth Ich glaube leider, dass es immer noch genug Leute geben wird, die solche Preise bezahlen. Gerade in grünen Milieus sitzt viel Kohle und Nachtzug fahren fühlt sich gut an und ist stylisch.
Mir macht das alles Sorge. Ich bin für eine Bahn für alle. Kein Dumping, aber faire Preise.
Ich hatte die Ehre, meine Kritik an der hanebüchenen Bahnhofsstudie, die von Spiegel, Bild und anderen ohne Einordnung weitergetragen wurde, für @uebermedien aufzuschreiben.
Abschließend noch: Wer bin ich und warum maße ich mir an, den Spiegel zu kritisieren?
1.) Seit 2017 schreibe ich über das Zugreisen – auf Social Media, in Blogs & Büchern sowie für mein aktuelles Projekt, die #Zugpost, ein unabhängiges Magazin und Newsletter.
2.) Ich bin Naturwissenschaftler. Zahlen, Daten, Fakten und der kritische Umgang mit Studien sind mein täglich Brot.
👉 Der Artikel ist weiterhin unverändert auf der Spiegel-Website erreichbar.
👉 Ich habe die Redaktion des Spiegel angeschrieben und bislang keine Antwort enthalten.
👉 Inzwischen wird die Mär von Bremen als "schlechtester Bahnhof Europas" von Großaccounts wie @janboehm weitergetragen und die journalistische Minusleistung des Spiegel und die haarsträubende Studie einer libertären US Lobby-Organisation damit normalisiert.
Wettern gegen das 9-Euro-Ticket (was ja angeblich Hauptursache fürs schlechte Abschneiden der dt. Bahnhöfe ist) und ähnliche Angebote hat beim Spiegel Tradition.
Wir erinnern uns: Es ist der 1. Juni 2022, erster Gültigkeitstag des 9-Euro-Tickets in Deutschland. Um 5 Uhr morgens, also als die meisten Züge noch in der Abstellung stehen, veröffentlicht der Spiegel einen Artikel, in dem erstmals von "Neun-Euro-Wahnsinn" und "Chaos" zu lesen ist. Man versuchte so gleich am Morgen den Ton zu setzen.
Die libertäre Lobby-Organisation hinter der Studie, die u.a. von der Tabak-, Öl- und Gasindustrie finanziert wird, wird vom Spiegel übrigens als "Verbraucherschutzinstitut" geframt. Mehr über das Consumer Choice Center weiß die LobbyPedia von LobbyControl: https://lobbypedia.de/wiki/Consumer_Choice_Center
Der Spiegel ist sich nicht mal zu blöd, zuzugeben, dass diese "Studie" allein mit "Quelle: Internet" entstanden ist 😬
Mich hat das so geärgert, dass ich meine eigene Studie gestartet habe, das #BahnBarometer. Jeden Tag fragte ich auf Twitter: Wie lief es heute mit dem 9-Euro-Ticket?
Es entstand eine Zeitreihe, die ein ganz anderes Bild zeichnete. Der Großteil war zufrieden mit dem 9-Euro-Ticket.
Dies war natürlich nicht repräsentativ, die kleine Untersuchung überstand aber immerhin einige Sanity Checks.
6 Tage später erscheint dann die große Abrechnung mit dem 9-Euro-Ticket. 14 Autor:innen, 28 Min. Lesezeit und eine klare Botschaft: Alles ganz schlimm, und überhaupt: die Deutsche Bahn kann weg.
Andere Sichtweisen wurden indes ausgeblendet. Warum ich das weiß? Ich selbst wurde als "Experte" für den Artikel interviewt. Ich habe mich differenziert zum 9-Euro-Ticket geäußert, auch positive Aspekte hervorgehoben. Im Artikel findet sich davon nichts.
Persönliche Randbemerkung: Während meine kleine Untersuchung abseits der Twitter-Bubble in Deutschland kaum jemanden interessiert, brachte es mir in Finnland (wo ich lebe) mein erstes Radio-Interview ein, was ich auf Schwedisch geführt habe. Sehr aufregend und ein Höhepunkt meines Auswanderer-Lebens!
Zum Ende des 9-Euro-Tickets habe ich dann noch mal nachgelegt und eine zweite Runde des #BahnBarometer gestartet und etwas detailierter nach den Erfahrungen gefragt.
Der positive Trend blieb erhalten. Etwa drei Viertel der Befragten waren zufrieden mit dem 9-Euro-Ticket, 27 % wären mit einem permanenten Angebot sogar bereit, ihr Auto zu verkaufen.
Danke an alle, die noch mehr Irrsinn aus dieser Studie hervorgraben. Zum Beispiel dies: Um Punkte in der Kategorie "Internationale Verbindungen" zu bekommen, bracht man Verbindungen in fünf(!) verschiedene Länder. Wie soll das bitte funktionieren, wenn man wie Finnland nur drei Nachbarländer hat? 🤣
Natur- und Zugliebhaber mit Wissenschaftshintergrund. „Nachtzug-Ultra“ (watson). Blutgruppe Grünkohl. Mit 💚 aus Turku, Finnland.Organic photovoltaics researcher & railway nerd from Turku, Finland.