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- Embed this noticeSehe ich weniger so. Richtig ist zwar, dass auch so disparate Medien wie Frankfurter Rundschau und der Merkur zeitgleich dieselben Artikel veröffentlichen (häufig nur um 10 Minuten versetzt). Andererseits sind es gerade die Medien, die sich konservativ abzusetzen versuchen, die eine größere Attraktivität erzielen: Welt, Merkur, besonders NZZ, die ihren vormals Krämerseelen-Liberalismus gegen einen strammen Konservativismus eintauscht (inkl. Normalisierung der AfD), wohl auch um Leser, die sich von der FAZ abwenden, zu gewinnen (bevor die zur Weltwoche abdriften). Daher würde ich eher annehmen, dass der Konkurrenzdruck Dispararität pusht. Zudem gibt es eigene Subformate, die zu Alleinstellungsmerkmalen einzelner Medien werden: Sei es die "Lagebschreibung" im Ukrainekrieg durch Bild (auf YT), sei es die Interviews mit dem Russland-Korrespondenten der Welt.
Punkt 5 ist eine schöne Formulierung, sehe ich aber anders, da er Ursache und Wirkung vertauscht. M.E. besteht eine wesentliche Veränderung der letzten Jahre darin, dass sich die Medienrezeption der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht dem der proleterarischen Unterschicht angenähert und angeglichen hat: Man konsultiert Medien nicht mehr, um sich "über Neues" zu informieren, sondern um eine Bestätigung der eigenen Vorurteile and Ressentiments zu erhalten. Möglichst besser formuliert als man das selbst könnte, um sich einerseits bestätigt zu fühlen, es andererseits aber nicht selbst gesagt zu haben. (Analog dem Populismus der Querfront, der sich intern auch nur durch die unterschiedliche Menge an Make up, das aufgelegt wird, unterscheidet.) Das wird dann leicht über Debattenjornalismus bedient, nicht aber über Debattenjournalismus erst bewirkt.