Am Vorabend des 24. hatte er zwei Schuhkartons voller Naschereien und eine Torte fertiggestellt, die er liebevoll in goldenes Papier einschlug. Am Weihnachtsabend flackerten die Kerzen, als Familie Wempe am Baum versammelt „Stille Nacht“ sang. Pitt sang leise mit. Frau Wempe, der ein großer Berg Geschenke auffiel, deren Ursprung sie nicht kannte, war nervös. Sie hatte für Pitt ein kleines Büchlein voller Gedichte gekauft, in der sicheren Erwartung, dank ihrer Kolumne von ihm nichts zurückgeschenkt zu bekommen. Tatsächlich hatte sie sich schon ausgemalt, wie sie sich über die Taktlosigkeit Pitts bei ihrer Tochter auslassen würde, um vielleicht einen kleinen Streit zwischen ihrem Täubchen und dem Häubchen zu provozieren. Als Pitt ihr seine Leckereien entgegenhielt und Anstalten machte, ihr um den Hals zu fallen, erbleichte sie. Sie schämte sich nicht, denn für ein solches Gefühl war sie zu stolz, aber sie sah die leuchtenden, stolzen Augen ihrer Tochter, wie sie Pitt entgegenstrahlten, und wusste, dass sie im Begriff war, eine herbe Niederlage einzustecken. Den Abend über war sie still und knirschte bisweilen, sie hatte sich in einen Kirschholzschrank verwandelt. Frau Wempe aber hatte ihre Niederlage von jenem Weihnachtsabend schnell überwunden; ihr rheinisches Gemüt verhinderte, dass sie sich über das „amüsante kleine Manöver“, wie sie es bisweilen nannte, länger als zwei Wochen grämte. Es hätte ihr auch ungebührlich erschienen, sich wegen Pitt die Laune verhageln zu lassen
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