Schwestern. Blutsfreundinnen. Und dann kam Pitt. Er platzte in die Mutter-Tochter-Idylle wie ein Tanker im Ärmelkanal. Pitt sah nicht aus wie ein Schwiegersohn einer Tochter aus gutem Haus. Er hatte das tiefe Bedürfnis, zu rebellieren, wusste aber nicht, wogegen: deswegen beließ er es bei Gesten, kaufte sich T-Shirts mit wilden Aufdrucken, die er winters über seinen Kapuzenpullovern trug, und ruinierte sich seine Kniegelenke auf seinem Skateboard. Bei den Wempes mühte er sich, die Klischees zu umschiffen. Die zerrissenen Hosen blieben im Schrank, wenn er zu Sara ging. Dort hielt er die Gabel nicht in der Faust, das Hähnchen aß er mit Besteck. Als eines Abends eine Entrecôte Beâner Art serviert wurde, die die Mutter viel Mühe gekostet hatte, verlangte er nicht nach Ketchup; er trank sogar Wein statt Bier, obwohl er davon Durchfall bekam. Manchmal, wenn er übermütig wurde, spreizte er den Finger ab, sobald er das Glas zum Munde führte. Allein, er blieb der Mutter nicht gut genug. Er las die falschen Bücher, mochte die falschen Länder und hatte zu lange Fingernägel. Da er wegen einer hartnäckigen Nebenhöhlenentzündung ununterbrochen eine Mütze trug, nannte sie ihn bald „Häubchen“. Manchmal sagte sie Fuzzi, wenn sie glaubte, er könne es nicht hören. Wenn sie sich zur Begrüßung die Hand gaben, nahm sie ihre Wildlederhandschuhe nicht ab. Pitt hätte das nicht weiter gestört, er schwieg die meiste Zeit vor sich hin. Aber Sara quälte sich. Zudem war bald Weihnachten. Pitt war ein
https://files.mastodon.social/media_attachments/files/113/707/958/929/562/288/original/968b0bbffaaf797e.jpg