Es war Anfang Dezember. Pitt stand auf dieser Holzterasse in der Kälte, um zu rauchen. Drinnen stand Frau Wempe und wünschte ihm einen schnellen, aber schmerzhaften Tod. Häufig, wenn er das Wohnzimmer verließ, um draußen zu rauchen, schloss sie nonchalant die Terassentür hinter ihm ab, um dann hämisch zu grinsen, wenn er nach vollendeter Zigarette am Knauf rüttelte. Er vermied es, unter der Regenrinne zu stehen, denn Frau Wempe war es zuzutrauen, dass sie die herabhängenden Eiszapfen angesägt hatte in der Hoffnung, einer möge sich durch die Erschütterung seiner Schritte von der Rinne lösen und ihm den Schädel spalten. Sie hatten kein sonderlich gutes Verhältnis. Denn er hatte ihr die Tochter geklaut. Ihre Tochter hieß Sara, war wie er siebzehn Jahre alt und das lockigste Geschöpf der Stadt. Ihre Jugend hatte sie damit verbracht, Tolstoi zu lesen und klassische Musik zu hören, wenn sie nicht ihre Mutter auf Vernissagen begleitete. Die Mutter arbeitete als Kulturredakteurin und stammte aus der Düsseldorfer Bildungsbourgeoisie. Sie hielt sich für kultiviert und schminkte sich entsprechend expressionistisch. In jenem Bergkaff, das sie nun mit ihrer Familie bewohnte, fühlte sie sich verloren. Ihr einziger Lichtblick war ihre Tochter Sara, mit der sie alles teilte (außer der Zahnbürste). Sie nahm sie mit auf Ausstellungen, zu Theaterabenden ins 180 Kilometer entfernte München, am Wochenende gingen sie ins Kino und danach auf ein Glas in eine Bar. Sie waren wie Freundinnen, wie S
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