Ja, Stimmen für aussichtslose Kandidaten sind verschenkt, insofern ist das Wissen über die Aussicht schon wichtig, aber diese Tools helfen da nur sehr bedingt weiter. Und die Erststimme ist gerade im neuen Wahlrecht nicht mehr sehr relevant.
Gedanken zur Erststimme, Wahlstrategie und Prognosetools wie zweitstimme.org und election.de, die ich woanders kommentiert habe, hier in eigenem Thread:
Prognosen zur Erststimme, wie sie zweitstimme.org und election.de anbieten, halte ich im Zusammenhang mit strategischer statt inhaltlicher Wahl für nicht nützlich und teilweise gefährlich, weil sie Gewißheit vortäuschen, aber teilweise wichtige Entwicklungen gar nicht abbilden können.
Da es keine Umfragen gibt, sind Voraussagen zur Erststimme viel ungenauer als zur Zweitstimme, oft ist das Ergebnis von Würfeln nicht zu unterscheiden.
Die Tools lassen die letzten Wahlergebnisse sowie den Bundestrend einfließen. So bleiben Entwicklungen auf Wahlkreisebene unberücksichtigt. In den Berliner Wahlkreisen wären das zum Beispiel die außergewöhnlich geringe Wahlbeteiligung bei der letzten Wahl und die Affäre des Grünen Landesverbandes.
1 Berlin-Pankow: hier gewinnen laut election.de wahrscheinlich die Grünen, zweitplaziert ist die AfD. Bei zweitstimme.org sieht das ähnlich aus, beide Parteien sind hier fast gleichauf.
Daß die Grüne Kandidatin in dem Wahlkreis, der das Zentrum der Affäre war, die direkt mit ihrer Wahl zu tun hatte, so stark wird, halte ich für unwahrscheinlich.
2 Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost: election.de und zweitstimme.org sagen, daß der Sitz sicher an die Grünen geht. Das war seit 20 Jahren hier der Fall, Unsicherheitsfaktoren, die nicht einfließen, sind aber dieses Jahr der Rückzug von Canan Bayram und die Affäre im Landesverband.
3 Leipzig Süd: hier beharken sich Linke und Grüne im Wahlkampf vor allem gegeneinander und berufen sich auf die jeweils unterschiedlichen Ergebnisse von election.de und zweitstimme.org, angeblich um ein AfD-Mandat zu verhindern.
Ich halte ein AfD-Mandat in Leipzig Süd für sehr unwahrscheinlich. Und wenn tatsächlich ein AfD-Mandat zu verhindern wäre, sollten sie sich zusammentun und auf eine KandidatIn einigen.
Der Linke-Kandidat hat diesen Wahlkampf schon 2021 geführt, damals mit Warnung vor einem angeblich drohenden CDU-Mandat. Die CDU kam dann auf Platz vier der Erststimmen, nach Linken, Grünen, SPD.
Mit dem neuen Wahlrecht lohnt es sich fast nie, die Erststimme strategisch einzusetzen, die Ausnahme sind die Wahlkreise, in denen Linke oder CSU ihren Einzug über Direktmandate absichern können. Selbst ein AfD-Gewinn eines Wahlkreises hat nur symbolische Bedeutung, die Sitzverteilung wird er nicht ändern.
Stattdessen ist es immer sinnvoll, Kandidaten zu wählen, die Politik machen, die mit den eigenen Positionen übereinstimmt, unabhängig von deren Parteizugehörigkeit.
@343max Zunächst mal sehe ich im Moment kein Festhalten am Kohlestrom.
Und dann? Solar ist billig, weil China produziert und CO2 teuer wegen EU-Emissionshandel. Ich sehe nicht, wie sich beides durch eine CDU-Regierung ändern würde.
Das ist wie mit den sächsischen Atomkraftwerken, die sich Kretschmer herbeifantasiert: wird es nicht geben, weil zu teuer.