Alltag in der Psychiatrie: Die Würde des Menschen ist antastbar
Kahle sterile Räume, verschlossene Türen, Neonröhrenlicht und weiße Pillen in bunten Mehrwegbechern – das ist wahrscheinlich das Bild, was die meisten Menschen von psychiatrischen Kliniken im Kopf haben. Drei Monate in einer akutpsychiatrischen Station haben mir gezeigt: Das Bild stimmt. Aber es ist noch viel schlimmer.
Eine geschlossene Station bedeutet oft die Isolierung in nach Urin stinkenden Gummi-Räumen, meist nur medikamentöse Behandlung und kaum bis wenig Zugang zu anderen Therapien, bedeutet keinen Ausgang und regelmäßig sogar Zwangsfixierung.
(…)
In der forensischen Psychiatrie bzw. im Maßregelvollzug – gedacht für Personen, die eine Straftat im schuldunfähigen Zustand begangen haben und deshalb nicht im Gefängnis sitzen – sind die Zustände häufig noch schlimmer: Die nationale Stelle zur Verhütung von Folter rügte in ihrem Jahresbericht von 2023 die Mehrfachbelegungen von kleinen Räumen (Patient:innen müssten z.B. auf Campingbetten schlafen), langandauernde Fixierungen und Isolierungen. Ein Patient aus Bedburg-Hau lebt beispielsweise bereits seit zehn Jahren in einem nur sporadisch eingerichteten „Isolierraum“…..